Wing Chun und Jeet Kunde Do
Jeet Kune Do auf der Basis von Jun Fan Wing Chun Kung Fu
Es muss betont werden, dass JKD nur ein Name ist, ein Spiegel, der uns selbst zeigt. Es gibt so etwas wie ein progressives Herangehen an das JKD-Training, aber wie Lee bemerkte: „Eine Kampfmethode zu entwickeln, ist wie das Verpacken von Wasser in Packpapier und der Versuch, es zu formen „. Von seiner Struktur her missverstehen viele Leute JKD wegen seiner hohen Wirksamkeit als einen zusammengesetzten Stil aus der Kampfkunst. Und tatsächlich kann JKD in jeder Situation dem Thai-Boxen, Wing Chun, Ringen oder Karate ähneln. Seine Bewaffnung gleicht dem philippinischen Kali/Escrima; im Distanzkampf kann es an das nordchinesische Kung-Fu oder an Savate erinnern.“ Nach Lee hängt die Wirksamkeit eines jeden Stils von den Umständen und von der Kampfdistanz ab: Soldat setzt auf 50 Meter Distanz eine Handgranate ein, aber für den Nahkampf verwendet er einen Dolch. Ein Stock um ein anderes Beispiel zu geben, ist für den Kampf in einer Telefonzelle die falsche Waffe; ein Messer wäre hier wiederum angemessen. JKD ist nicht für und nicht gegen die Idee eines Stils. Man kann sagen, dass es sich sowohl innerhalb als auch außerhalb aller besonderen Strukturen (aller Kampfstile) bewegt. Eben weil JKD nicht als Stil betrachtet werden möchte, kommen einige zum Ergebnis, dass es in dieser Frage gegenüber neutral oder uninteressiert sei. Noch einmal, das ist nicht der Fall, denn JKD ist zugleich „dieses“ und „nicht dieses“. (Anm.: Diese Vorstellung entstammt dem chinesischen Ying Yang Denken)
Der Unterschied im Chi Sao zwischen Jeet Kune Do und Wing Chun
Wie wir wissen hat Bruce Lee Wing Chun bei Meister Yip Man gelernt. Im Laufe seiner Entwicklung hat er aber, nachdem er andere Systeme studiert und andere Kampfstile gesehen hatte an Wing Chun fast alles verändert.
Am Chi Sao hat er auch viele Veränderungen vorgenommen, wie z.B.:
1. Den Stand
Den Stand hat er verändert, da er meinte dass man mit seiner starken Seite vorne und der hinteren Ferse oben mehr Druck ausüben kann und man mobiler und beweglicher ist.
2. Den Bong Sao
Im klassischen Wing Chun wird der Bong Sao im Chi Sao auf die Kopfhöhe des Gegners ausgerichtet. Im Jun Fan Wing Chun auf Brusthöhe, damit man nicht nur Schläge zum Kopf andeuten sondern auch kräftige Stöße zu Brust ausführen kann.
3. Den Fook Sao
Bruce Lee hat auch die Position des Fook Sao, der hakenförmig auf dem Arm des Gegners Druck nach vorne ausübt, verändert. Stattdessen hat er mit der Handinnenfläche den Kontakt zum Handgelenk des Partners hergestellt. Dadurch ist man in der Lage den Partner besser zu kontrollieren und seinen Angriffen zuvor zu kommen.
Als seine Schüler in den Chi Sao Bewegungen besser wurden, hat Bruce Lee Chi Sao mit ihnen in einer Art Sparring ausgeübt.
Es gibt noch andere Veränderungen die wir hier nicht unbedingt nennen wollen. Einige dieser Veränderungen (wie z.B. Jesse Glover‘ s Art zu trainieren) wurden von späteren WC, WT oder anderes Praktizierenden übernommen und als ihre eigene Entwicklung ausgegeben.
Wobei ich sagen muss, Chi Sao ist nicht die einzige Sensibilisierungsübung im JKD. Man kann durch das Hubat Lubat aus dem Kali und speziell durch unsere Art des Panantukan (Kali) Trainings auch ungefähr denselben Effekt erzielen. Außerdem haben wir den so genannten Unterachseldrehdrill, das Chi Sao der Ringer, den wir sehr stark verändert und für unsere Zwecke weiter entwickelt haben.
Um unsere Beine zu sensibilisieren benutzen wir neben dem Chi Gerk des Wing Chun auch Techniken des Penjack Silat, des Ringens, den Clinchkampf der Thais und das Panajakman des Kali.
Später in seiner Entwicklung, nachdem Bruce Lee mit großen und kräftigen Menschen wie Kareem Abdul Jabbar trainiert hatte, kam er zu der Erkenntnis, dass Chi Sao und die daraus abgeleiteten Trappingtechniken aufgrund eines zu starken Größenunterschieds in einem wirklichen Kampf nur bedingt funktionieren. Deshalb hat Chi Sao in seinem späteren Training nur noch eine Nebenrolle gespielt und wurde bestenfalls als Nebenprodukt des eigentlichen Angriffs eingesetzt um gegnerische Arme, die den direkten Weg zum Ziel versperrten aus dem Weg zu räumen.
In unserer Armdistanz fangen wir mit dem Langarmboxen des Panantukan an, in dem wir die Vernichtung der Waffen des Gegners (seine Arme) zum Ziel haben. Nach dieser Phase sind wir vielleicht erst im Boxen und dann im Wing Chun Chi Sao (Trapping) oder direkt beim Trapping (dieses Trapping kann sowohl aus dem Wing Chun als auch aus dem Kali sein).
Nun sind wir in einer Phase angekommen die wir Panantukan-Clinch-Drill nennen. Hier imobilisieren wir den Körper des Gegners oder manipulieren ihn so, dass wir Schläge besser positionieren können oder sein Gleichgewicht so gestört wird, so dass wir ihn besser werfen können.
Wenn wir dann Wurftechniken benutzen (sowohl aus dem Ringen als auch das Dumog des Kali) werden beim werfen, in der Luft und unterwegs zum Boden noch Schläge, Knie und Ellebogen abgegeben, wie es in unserem Panantukan üblich ist.
Wenn wir dann am Boden angekommen sind benutzen wir; obwohl in der Anfänger- und Mittelstufe diverse Techniken aus dem BJJ, persischen Freistilringen und dem Sambo trainiert werden, unsere Panantukan-Drill Techniken die neben Knie, Ellebogen und Kopfstößen noch aus ein paar anderen Schweinereien bestehen, um sofort wieder aufzustehen. Denn wir sind der Meinung, dass wir auf der Straße nicht auf dem Boden liegen bleiben dürfen, damit andere unsere Köpfe als Fußball benutzen.
Ich bin der Meinung, obwohl Chi Sao nur einen kleinen Teil unserer Kampfart ausmacht, ist es doch der wichtigste Teil.
Ohne Chi Sao ist man nur ein 08/15 Kämpfer; ohne Chi Sao baut man ein Haus ohne leim und Zement.
Wenn ein Meister meint JKD kommt ohne Chi Sao aus, weil er einen schnellen Finger Jab und schnelle Tritte hat, so hatte er entweder keinen guten Meister oder aber keine Geduld um es zu erlernen. Denn um Chi Sao in all seinen Variationen zu erlernen musst Du viel, sehr viel Zeit und Geduld aufbringen, viele Reisen machen und sehr viel Geld investieren. Um Meister zu werden musst Du sowieso viele Strapazen auf Dich nehmen und viele Steine klopfen.
Das Chi Sao das ich meine, kannst Du nicht nur in einem dieser Systeme lernen, sondern nur in mehreren. Wir haben 8 Jahre lang jeden Tag 3 bis 6 Stunden daran geforscht und gearbeitet um es so zu entwickeln wie es heute ist. Wir benutzen Chi Sao in jeder Phase des Kampfes.
Sifu/Guro Reza Shouraki